Der Verband der Bahnindustrie in Deutschland (VDB) hat auf seiner Halbjahresbilanzpressekonferenz eine positiven Blick auf die Monate Januar bis Juni 2018 geworfen. Volker Schenk, Präsident des VDB, erklärte heute in Berlin: „Die neuen Zahlen bilden einmal mehr eine hoch performante Industrie ab. Mit wachsendem Umsatz und hervorragender Auftragslage. Diese Dynamik spiegelt die Innovationskraft des Weltmarktführers.“

Mit 70 Prozent ist das Geschäft mit Fahrzeugen am umsatzstärksten. Auf den Infrastrukturbereich entfallen 14 Prozent, auf das Servicegeschäft 12,6 Prozent. Letzterer Bereich wuchs am stärksten. Schenk: „Das Servicegeschaft ist das Wachstumssegment.“ Stütze der Branche im ersten Halbjahr: der Inlandsumsatz. Ein Plus von 36 Prozent (3,4 Milliarden Euro insgesamt) gegenüber dem ersten Halbjahr 2017. Schwächelnd: der Export (-20 Prozent). „Eine klare Folge der Entwicklung auf dem Weltmarkt hin zu Abschottungsaktivitäten wie steigenden Zöllen und erhöhten Pflichtanteilen lokaler Wertschöpfung“, so Schenk. Allerdings: Das Auftragsvolumen von 6,5 Milliarden Euro übersteigt das vom Halbjahr 2017 um 4,8 Prozent. Und hier ist es besonders die Nachfrage aus dem Ausland (+45,5 Prozent/insgesamt 3,3 Milliarden Euro). Es wird sich in der Jahresbilanz zeigen, ob der Rückgang im Export tatsächlich einen derartiges Volumen annimmt und ob überhaupt …

Laut Schenk ist es erforderlich – „um die Nase vorn zu behalten“ –, das Bundesforschungsprogramm Schiene umsetzen. State-of-the-Art Technologien müssen gefördert werden. Es gelte, die Vergabekultur zu modernisieren. Innovationen nützen nur, wenn sie im Markt Anwendung finden. Vergaben setzen dafür aktuell nicht immer die richtigen Anreize. Das schon existierende EU-Konzept „most economically adventageous tender“, kurz MEAT, müsse in öffentlichen Ausschreibung mehr Anwendung finden. Es gewichtet vorranging Lebenszykluskosten, Preis-Leistungsverhältnis, Qualität und Ästhetik. Und als dritten Punkt möchte er, dass die internationale Wettbewerbsfähigkeit gestärkt wird. Wettbewerb brauche ein Level-Playing-Field. VDB Geschäftsführer Dr. Ben Möbius erklärte dazu: „Die Bahnindustrie in Deutschland ist weltweit führend. Innovationskraft und Freihandel bilden die Basis. Doch die wachsende Marktabschottung droht die Fahrt zu bremsen. Wo Schienenprojekte den Kraftlinien staatlicher Exportsubventionen folgen, ist der freie und faire Wettbewerb in Gefahr. … Offene Märkte, faire Spielregeln, gezielte Innovationsförderung – darum muss es gehen.“, so Möbius. Ein Vorschlag sei, die nationale Exportförderung kraftvoller zu gestalten. Denn es müsse auf Drittmärkten einen Wettbewerb um beste Produkte geben, nicht um beste Subventionen. Überdies würden ins Kraut schießende Lokalisierungspflichten und staatliche Beihilfen die Produktion in der Europäischen Union schwächen. Deshalb sei bei öffentlichen europäischen Ausschreibungen ein europäischer Mindestwertschöpfungsanteil von 50 Prozent sicherzustellen, wie es in der EU Sektorenrichtlinie 2014/25 Artikel 85 bereits festgelegt ist.

Grafiken: VDB