Österreich: Mehr Passagiere, aber kaum Wachstum im Güterverkehr
Der heute veröffentlichte Jahresbericht 2024 der Schienen-Control zeigt Rekordwerte im Schienenpersonenverkehr, aber ein ambivalentes Bild des Schienengüterverkehrs in Österreich: während sich der Güterverkehrsmarkt zunehmend dynamisch entwickelt und reger Wettbewerb herrscht, stagniert das Wachstum des Sektors nahezu. Gründe dafür sind die konjunkturelle Lage aber auch internationale Baustellen und Probleme bei der Beschaffung von Personal und Rollmaterial.
Rekordwerte im Personenverkehr
Die Fahrgastentwicklung wurde maßgeblich durch Angebotsausweitungen, Taktverdichtungen und neue Verbindungen begünstigt. Besonders hervorzuheben sind die Inbetriebnahme des Kärntner Abschnitts der Koralmbahn sowie zusätzliche Angebote im Raum Wien. Auch im überregionalen Fernverkehr kam es zu einem Ausbau, etwa durch neue Verbindungen zwischen Linz und Graz, Wien und Villach sowie durch zusätzliche Nachtzugverbindungen und verlängerte WESTbahn-Relationen. Insgesamt wurde damit ein Rekordniveau von 138,5 Millionen Personenzugkilometern erreicht. Die Fahrgastzahlen stiegen im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozent auf 348,7 Millionen. Die insgesamt zurückgelegten Personenkilometer beliefen sich auf 15 Milliarden.
Private Güterbahnen holen auf – Rail Cargo Austria verliert leicht an Boden
Marktführer im Güterverkehr blieb 2024 die Rail Cargo Austria mit einem Anteil von 57,3 Prozent an den Nettotonnenkilometern – ein Rückgang um 0,3 Prozentpunkte. Auf Rang zwei folgten private Bahnunternehmen (u.a. Ecco-Rail, Lokomotion, CargoServ) mit einem Gesamtanteil von 27,6 Prozent. Auf den Haupttransitachsen (Westachse, Brenner) dominierten die privaten Bahnen bereits den Schienengüterverkehr mit Marktanteilen von um die 60 Prozent.
Mehr Konkurrenz, aber keine Leistungssteigerung
„Mehr Kuchenstücke – aber der Kuchen bleibt gleich groß“, bringt Maria-Theresia Röhsler, Geschäftsführerin der Schienen-Control, die Lage auf den Punkt. „Trotz steigender Anbieterzahl stagniert die Leistung des Schienengüterverkehrs seit Jahren. Zwar konnte im Jahr 2024 ein leichtes Plus bei den Netto- und Bruttotonnenkilometern verzeichnet werden, doch die konjunkturelle Lage, die Abnahme der Nachfrage an bahnaffinen Gütern sowie Einschränkungen durch Hochwasser und weiträumige, baustellenbedingte Umleitungen haben dem Sektor klare Grenzen gesetzt“. Zudem wird das Wachstum des Personenverkehrs, in einem gemischten Netz wie in Österreich, irgendwann zu einem Kapazitätsthema auch beim Güterverkehr.
Flexible Trassen dringend nötig
Fast ein Drittel der gesamten Verkehrsleistung wurde 2024 über kurzfristig bestellte Ad-hoc-Trassen erbracht – bei privaten Bahnen sogar über 40 Prozent. Das zeigt: Der Bedarf an flexiblen, aber verlässlichen Trassen steigt. „Der Schienengüterverkehr braucht adäquate Trassen und eine europäische Baustellenkoordination“, argumentiert Röhsler.
Strukturelle Herausforderungen gefährden Einzelwagenverkehr
Der wirtschaftliche Druck auf das Marktsegment der Einzelwagenverkehre steigt weiter – trotz Förderungen. Diese Form des Gütertransports ist zentral für Regionen abseits großer Terminals, aber kaum mehr wirtschaftlich tragfähig. Hinzu kommen Personal- und Materialengpässe sowie die Schließung diverser Anschlussbahnen, die die Reaktionsfähigkeit der Branche zunehmend einschränken, insbesondere im internationalen Verkehr.
Quelle/Grafik: Schienen-Control GmbH
