PRO BAHN: Deutschlandticket droht Fahrgäste zu verlieren
Der Fahrgastverband PRO BAHN kritisiert die durchgedrungenen Pläne der Verkehrsministerkonferenz, den Preis des Deutschlandtickets erneut zu erhöhen und das Versprechen der Preisstabilität aus dem Koalitionsvertrag der Bundesregierung zu brechen. Anstelle immer weiter am Preis zu drehen und Kunden zu vergraulen, sollten Einsparpotenziale bei den „oftmals verkrusteten“ Verwaltungsstrukturen des öffentlichen Verkehrs gesucht werden und weitere Einnahmequellen wie durch Zusatzangebote zu erschließen.
Denn schon die letzte Erhöhung habe klar gezeigt, dass ein großer Teil der erhofften Mehreinnahmen durch abspringende Kunden wieder verloren geht. „Diese Preisspirale muss endlich durchbrochen werden und es muss eine Vision nach vorn geben“, fordert Lukas Iffländer, stellvertretender PRO BAHN-Bundesvorsitzender.
Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung wurde versprochen, dass es erst ab 2029 zu einer sozialverträglichen Preiserhöhung kommen wird. Die Fahrgäste würden erwarten, dass die Koalition sich an ihr Versprechen hält und nicht „schon nach gut vier Monaten sang- und klanglos bricht“.
Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert auf, Einsparmöglichkeiten an anderen Stellen zu suchen. Jörg Bruchertseifer, Tarifexperte des Verbands: „Bei Verbünden, Aufgabenträgern und Unternehmen gibt es alleine bei Vertrieb und Tarifen einen gigantischen Wasserkopf mit zahlreichen Doppelstrukturen. Durch Vereinfachung und Vereinheitlichung ließe sich ein signifikanter Teil der Finanzierungslücke des Deutschlandtickets decken.“ PRO BAHN hat hierzu sein Konzept Einfachtarif vorgestellt. Dieses sieht eine massive Reduzierung der Tarifstufen vor.
Auch bei den Einnahmequellen gibt es noch Potenzial. So fehlen bundesweite Angebote zur Mitnahme von Kindern, Fahrrädern oder Hunden. Auch die Mitnahme von Begleitpersonen in verkehrsschwachen Zeiten biete genauso ein Zusatzpotenzial wie einheitliche Upgrades in die erste Klasse. „Die Unternehmen und Verbünde beklagen, dass das Deutschlandticket ihnen die Chance zur Kreativität nimmt, aber bei der Erschließung zusätzlicher Einnahmequellen im Rahmen des Deutschlandtickets sind sie weitgehend kreativlos oder ersticken Initiativen, wie zum Beispiel die Vorschläge von HVV-Chefin Anna Korbutt, im Keim“, bemängelt Bruchertseifer.
Der Sektor des öffentlichen Verkehrs müsse vom Lamentieren, Jammern und Diskutieren endlich ins Tun kommen. In der Zeit, in der erklärt wird, warum eine Lösung angeblich nicht funktioniert, hätte die dauerhafte Finanzierung des Deutschlandtickets längst umgesetzt werden können. Ein Zurück in die „Welt des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Tarifverbünde“ dürfe es nicht geben.
Die Politik in Bund und Ländern bleibe gefordert, das nötige Geld zur Umsetzung ihrer Zusagen und Prioritäten auch bereitzustellen. „Wir sehen, dass bei manchen Themen auch deutlich größere Beträge sehr einfach mobilisiert werden. Die politische Priorität des öffentlichen Verkehrs zeigt sich daran, ob das Deutschlandticket künftig ausreichend finanziert wird oder die Bürger mit Preiserhöhungen vom Deutschlandticket abgeschreckt werden“, so Iffländer.