Die Zeichen stehen auf Streik: Mehr als 92 Prozent der Mitglieder der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bei der Deutschen Bahn und 96 Prozent der GDL-Mitglieder bei den Konkurrenten stimmten für Streiks, teilte die GDL mit. Noch in dieser Woche wollen die Lokführer den Schienenverkehr erneut flächendeckend bestreiken.

Reisende sollen wie bei den vorangegangenen Warnstreiks zwölf Stunden vor Beginn der Arbeitskämpfe über die Schritte informiert werden. Am Dienstag solle es noch keine Streiks geben, von Aschermittwoch an könnten die Züge jedoch stehenbleiben.

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer warnte die GDL vor einer Eskalation des Konflikts. „Die Tarifautonomie ist ein hohes Gut. Der Kampf um sie darf aber nicht grenzenlos auf dem Rücken der Fahrgäste und unter Geiselhaft der Deutschen Bahn AG ausgetragen werden.”

Auf Kritik stößt die GDL auch bei der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Es gehe den Lokführern nicht um den Tarifkonflikt, sagte der EVG-Vorsitzende Alexander Kirchner. Ihr Ziel sei es stattdessen, mehr Mitglieder als die Schwestergewerkschaft zu bekommen. Kirchner spricht von der Gefahr einer Entsolidarisierung der Gesellschaft, wenn jede Berufsgruppe für sich „vom Kuchen immer ein größeres Stück abschneidet als die anderen“.

Der Fahrgastverband „Pro Bahn“ hat die GDL angesichts des bevorstehenden Ausstands dazu aufgefordert, künftig „andere Formen des Streiks“ zu nutzen. Der Streik sollte vor allem die Bahnunternehmen treffen und nicht in erster Linie die Fahrgäste, sagt Verbandschef Karl-Peter Naumann. „Es kann nicht sein, dass die Kunden von den Gewerkschaften als Geiseln genommen werden, obwohl sie eigentlich dieselben Interessen haben wie die Gewerkschaften.“

Sollte der Streik auf den Güterverkehr ausgeweitet werden, könnte das laut dem Fahrgastverband negativ auf die Lokomotivführer zurückschlagen. Wenn der Schienenverkehr nicht zuverlässig laufe, würden nicht nur Fahrgäste, sondern auch die Unternehmen wieder verstärkt auf die Straße wechseln. Wenn es weniger Fahrgäste und weniger Fracht für die Bahn gebe, werde auch der Bahnverkehr abnehmen, und dann würden auch weniger Lokführer benötigt. Naumann: „Der Bahn droht eine Abwanderung von Kunden. Das könnte auch weitere Arbeitsplätze im Bereich des Schienenverkehrs kosten. Die Streiks wären dann kontraproduktiv gewesen.“