100% Engagement – 50% Marktanteil – 0% Corona-Hilfe
Ein Meilenstein für die öffentliche Wahrnehmung der leistungsfähigen Güterbahnen im Netzwerk Europäischer Eisenbahnen (NEE) war am 28. September 2020 die Fahrt eines fast 400 Meter langen Zuges aus 21 modernen Lokomotiven durch die Hauptstadt. Mit Hilfe der Signalhörner sorgten die Lokführer an verschiedenen Stellen für große Aufmerksamkeit. Dass die nicht zur DB gehörenden Güterbahnen bereits deutlich mehr als die Hälfte des bundesweiten Schienengüterverkehrs bewältigen und weiter wachsen wollen, wurde ebenso mit Nachdruck öffentlich herausgestellt, wie die Forderung der Gleichbehandlung bei Corona-Hilfen mit den DB-Güterbahnen.
Aber auch nach der großen Demonstration scheint die Regierung nicht von ihrer Linie zur einseitigen Förderung der DB-Güterbahnen abweichen zu wollen. Die anwesenden Abgeordneten der Koalition wie auch der Leiter der Eisenbahnabteilung im BMVI ließen nicht erkennen, dass ohne Zutun der EU-Kommission etwas am Plan geändert würde, der Deutschen Bahn AG mit bis zu fünf Milliarden Euro in diesem Haushaltsjahr aus dem Bundeshaushalt zu helfen – und den Wettbewerberbern keine adäquate Unterstützung zuteilwerden soll. Selbst die von der EU aktiv ins Gespräch gebrachte weitergehende Unterstützung bei den Trassenpreisen scheint demnach keine Option zu sein. Die Güterbahnen wurden damit vertröstet, dass die Investitionen in die Erhaltung des Bestandsnetzes erhöht wurden und auch die Neubauinvestitionen anstiegen und man sich insgesamt weiterhin zum Wettbewerb bekenne. Am Eisenbahnregulierungsgesetz sei nur die eine oder andere Korrektur erforderlich, so Kirsten Lühmann (SPD).
Die Güterbahnen leiten daraus keinen ausreichenden Willen ab, der Ihnen den Rücken für die anstehenden Aufgaben bei der Verlagerung von Verkehren stärken würde. Sie werden sich daher weiter mit Nachdruck dafür einsetzen, nicht nur die Kunden im Güterverkehr, sondern auch die Politik davon zu überzeugen, auf „100 Prozent Engagement“ der nicht zur DB gehörenden Güterbahnen zu setzen. Bestärkt wurden Sie durch die teils begeisterten Reaktion vieler Menschen, die den 400 Meter langen bunten Zug aus modernen Lokomotiven der Güterbahnen auf seinem Weg durch die Hauptstadt sahen.
Die durch blockierte Infrastruktur in Berlin-Grünau ausgelöste Verspätung des pünktlich in Wustermark wie auch im Hauptbahnhof gestarteten Zuges war symptomatisch für das von den Güterbahn-Vertretern in den Diskussionen angesprochene zweite „Hauptproblem“: die fehlende Leistungsfähigkeit der Schieneninfrastruktur.
Quelle/Foto: NEE