Bekannt ist das Problem schon länger: Angehende Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistung erfahren während ihrer Ausbildung über den Schienengüterverkehr so gut wie gar nichts. Aber wie soll die Verkehrswende funktionieren, wenn bei jungen Logistikerinnen und Logistikern das Verständnis für die Funktion des Schienenverkehrs fehlt?

Die Welt der Logistik steht vor enormen Herausforderungen hinsichtlich der Verkehrswende und der Reduzierung von CO2-Emissionen. Der Schienengüterverkehr spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle, da er eine anerkannt nachhaltige und effiziente Alternative zum Straßentransport darstellt. Doch es gibt dabei ein zwar bekanntes, aber kaum beachtetes Problem: Angehende Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistung (ehemals Speditionskaufleute) erfahren während ihrer Ausbildung nahezu nichts über den Schienengüterverkehr. Dieser Mangel an Wissen und Verständnis für den Verkehrsträger Schiene stellt eine nicht zu unterschätzende Hürde für die Verkehrswende dar. Gut: Häufig wird in den Berufsschulen zumindest das Thema Kombiverkehr behandelt – aber das ist nur ein Logistik-Baustein, den die Eisenbahn anbietet. Übertragen auf die Arbeit eines Tischlers oder Schreiners wäre dies so, als würde dieser in seiner Ausbildung über den Bau von Türen nichts erfahren – außer, wie man Türklinken montiert. Während Speditionskaufleute umfassend über verschiedene Transportmodalitäten wie den Straßengüterverkehr, den Luftverkehr und die Seefracht informiert werden, bleibt der Schienengüterverkehr oft außen vor. Dies führt dazu, dass zukünftige Logistiker nur ein begrenztes Verständnis für die Potenziale und Vorteile des Schienengüterverkehrs entwickeln. Angesichts der steigenden Bedeutung des Schienengüterverkehrs für eine nachhaltige Logistik ist es unerlässlich, dass angehende Speditionskaufleute über die Funktionsweise, die Kapazitäten und die Vorteile des Schienengüterverkehrs unterrichtet werden. Wie sonst sollen sie fundierte Entscheidungen treffen und Logistik-Kunden optimal in der Auswahl des Verkehrsträgers beraten? Die Integration des Schienengüterverkehrs in die Ausbildung von Speditionskaufleuten sollte eine hohe Priorität haben. Alle Interessenvertretungen aus dem Schienenverkehr müssen sich dringend dafür einsetzen, dass der Rahmenlehrplan – der sich seit rund 20 Jahren nichtmehr verändert hat – überarbeitet wird. Nur dann kann sich die Situation ändern und die Ausbildungsbetriebe, Berufsschulen und Bildungseinrichtungen werden damit beginnen, das erforderliche Wissen zu vermitteln. Denn Schienengüterverkehrs-Know-how wird ein entscheidender Faktor sein fürs Gelingen der Verkehrswende.         cwk

Weitere Artikel, Statements und Interviews zu diesem Thema finden Sie in der aktuellen PriMa 04/2023.

Grafik: Willy Giltmann