Bayerns Verkehrsminister Martin Zeil bezeichnet den Ausgang des zweiten Bürgerentscheides in Lindau für die künftige Bahnanbindung der Stadt als „Herausforderung für alle Beteiligten“. „Ich gebe offen zu, dass mir ein anderes Resultat besser gefallen hätte, aber natürlich akzeptiere ich dieses demokratische Votum“, erklärt Zeil. Er werde jetzt zeitnah Gespräche mit der Stadt Lindau und der Deutschen Bahn AG führen, um auszuloten, wie der aus dem Bürgerentscheid resultierende Auftrag durchzuführen sei. „Einfach werden die Verhandlungen aber sicher nicht. Schließlich haben wir die Idee eines neuen Hauptbahnhofs auf dem Festland mit einseitiger Inselanbindung zwischen 2008 und 2011 bereits in verschiedenen Arbeitsgruppen geprüft. Dabei fand sich im Gegensatz zur Kombi-Lösung weder eine Finanzierung noch ein überzeugendes Betriebskonzept“, gibt der Minister zu bedenken. „Dennoch dürfen wir jetzt nicht in Schockstarre verfallen. Denn so lange die Bahnhofsfrage in Lindau nicht gelöst ist, gibt es keine Planungssicherheit für den Streckenausbau von München über Lindau nach Zürich und die Elektrifizierung der Südbahn von Ulm über Friedrichshafen nach Lindau. Diese Ausbauten brauchen wir aber unbedingt, um den Zugverkehr attraktiver zu machen. Sie sind die Voraussetzung dafür, den Fernverkehr München – Lindau – Zürich auf einen 2-Stunden-Takt zu verdichten und die Reisezeiten zu verkürzen“, verdeutlicht Zeil. 

Das Bayerische Verkehrsministerium hatte im Sommer 2011 mit der sogenannten Kombi-Lösung Bewegung in die Frage der Lindauer Bahnanbindung gebracht. Der Kompromissvorschlag sah vor, den Lindauer Inselbahnhof in der heutigen Form zu belassen und zusätzlich eine fernverkehrstaugliche Station im Stadtteil Reutin zu bauen. Im Oktober 2011 hatte der Lindauer Stadtrat der Lösung zugestimmt. Im Zuge eines Ratsbegehrens hatte der Stadtrat seine Entscheidung für die Kombi-Lösung den Bürgern im Dezember 2011 zur Zustimmung vorgelegt. Damals stimmten über 60 Prozent der Wähler für die Kombi-Lösung. Dennoch beharrte eine örtliche Bürgerinitiative darauf, nochmals einen eigenen Vorschlag zur Abstimmung zu stellen, der sich bei der heutigen Abstimmung durchsetzen konnte. Er sieht vor, einen neuen Hauptbahnhof in Lindau-Reutin zu bauen und die Inselanbindung nur noch mit einem Gleis von Reutin aus herzustellen. Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie