Niedersachsens Minister für Wirtschaft, Bauen, Verkehr und Digitalisierung Olaf Lies spricht im PriMa-Interview über die Verkehrswende in seinem Bundesland. Niedersachsen spielt durch die Küste und die Häfen eine entscheidende Rolle in der Versorgung Deutschlands und befindet sich im Herzen Europas. Umso wichtiger ist hier die umweltfreundliche Schiene. Neben Reaktivierungen setzt Lies auf eine ganzheitliche Betrachtung der Verkehrsverbindungen.

 

Privatbahn Magazin: Herr Minister Lies, Sie bezeichnen die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken als wichtigen Baustein für die Verkehrswende. Wie sieht Ihre Vision der Verkehrswende in Niedersachsen aus?
Olaf Lies: Das Mobilitätsverhalten der Menschen ändert sich, weil das Bewusstsein für den Klimaschutz immer größer wird. Die Einführung des D-Tickets war dafür ein revolutionärer Meilenstein und für uns eine Initialzündung, weiter an guten ÖPNV- und SPNV-Angeboten zu arbeiten. Wir wissen, dass insbesondere in den ländlichen Regionen ein gutes Stück Arbeit vor uns liegt. Hier ist das Reaktivierungsprogramm ein erster Schritt. Und: Im Koalitionsvertrag ist verankert, dass wir in zwei Modellregionen eine Mobilitätsgarantie erproben wollen. Für dieses Projekt wollen wir zunächst Pilot-Kommunen auswählen, sodass gerade im ländlichen Raum gemeinsam mit den Bürgern ein verlässliches Angebot geschaffen wird, das sich nicht nur streng an Taktungen und festen Bushaltestellen orientiert, sondern auch flexible On-Demand-Angebote beinhaltet. Unsere Planungen werden wir in einem „Mobilitätskonzept 2040“ bündeln. Wir wollen den Ist-Zustand als Ansporn für stetige Verbesserungen nehmen.

Gefährdet die Haushaltskrise im Bund die Verkehrswende in Niedersachsen?
Eins möchte ich feststellen: Niedersachsen hat seine Hausaufgaben gemacht. Wir haben die Finanzierung des D-Tickets gesichert, ein erfolgversprechendes Reaktivierungsprogramm aufgelegt, wir werden über die Landesnahverkehrsgesellschaft 102 Akku-Triebzüge anschaffen, um vom Diesel wegzukommen, wir führen den zielgerichteten Ausbau der Landesbuslinien fort und schreiben an einem Mobilitätskonzept, um nur einige Punkte zu nennen. Zudem setzen wir uns für den Ausbau der Infrastruktur ein – für alle Verkehrsträger. Wir brauchen die Straße und natürlich auch die Schiene. Drei Beispiele: Wir beteiligen uns am Bau der Weddeler Schleife, bauen an Wunderline und Friesenbrücke und wollen eine realistische Lösung für die Strecke Hannover–Hamburg. Aber natürlich sind wir auf den Bund angewiesen, und ich bin zuversichtlich, dass Bundesverkehrsminister Volker Wissing die Weichen stellt, uns zu unterstützen.
Auch im Bund wird das D-Ticket als großer Erfolg gewertet, und ebenso brauchen wir die Generalsanierungen der wichtigen Schienenverbindungen. Für mich steht fest, dass Bund und Länder ein gemeinsames Ziel haben, die Mobilitätswende zu gestalten.

Wie viele der stillgelegten Strecken in Niedersachsen gelten in Ihrem Ministerium zurzeit als reaktivierungsfähig?
In einem ersten Schritt haben wir die Kommunen abgefragt. Danach haben wir 54 Strecken in eine erste Prüfung genommen. In die zweite Stufe, die sogenannte Nutzwertanalyse, sind 15 Strecken aufgerückt. Zudem hatten wir schon sechs Strecken, die bereits vorher die erste Stufe genommen haben. Alle übrigen Strecken, die bisher kein „grünes Licht“ bekommen haben, werden nun nochmals überprüft. In einem regelmäßig tagenden „parlamentarischen Lenkungskreis“ informieren wir alle Akteure über die Entwicklungen. Unser Zwischenfazit ist eindeutig: Wir sind mit dem bisherigen Verlauf sehr zufrieden.

Und welche der Strecken gehören aktuell zu den „heißen“ Kandidaten für eine Reaktivierung?
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