Einmal im Jahr veröffentlichen Allianz pro Schiene und die Unternehmensberatung SCI Verkehr eine gemeinsame Studie, in der Investitionen in die Schieneninfrastruktur pro Einwohner dargestellt und entsprechende Schlüsse gezogen werden. Deutschland belegte in diesen Studien in den vergangenen Jahren immer hintere Plätze. Dies hat sich auch jetzt noch nicht geändert, obwohl, wie der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flegel, am 12. Juli 2017 bei der Vorstellung der Studie in Berlin betonte, es Anzeichen einer Besserung gebe. Wichtige europäische Wirtschaftsnationen kommen auf dreistellige Pro-Kopf-Summen bei ihren staatlichen Investitionen in die Schieneninfrastruktur: Spitzenreiter Schweiz gab 378 Euro pro Bürger aus, gefolgt von Österreich mit 198 Euro pro Einwohner. Beide Alpenländer stecken seit Jahren höhere Summen in ihre Schienennetze als in ihre Straßeninfrastruktur. Doch auch in anderen europäischen Ländern brummt der Netzausbau: Schweden investiert 170 Euro pro Bürger, Großbritannien lässt sich sein Netz 151 Euro kosten und die Niederlande wenden 133 Euro auf. Italien gibt 68 Euro für die Ertüchtigung der Schiene aus, während Deutschland mit 64 Euro pro Bundesbürger den Abstand zu potenten Ländern in Europa immer noch nicht aufgeholt hat. Obwohl Deutschland im Vergleich zu 2015 (56 Euro pro Kopf) bereits ein deutliches Plus bei den Schieneninvestitionen auf Bundesebene verzeichnen konnte, investierten unter den betrachteten Ländern im Jahr 2016 lediglich Spanien (36 Euro) und Frankreich (37 Euro) weniger in ihre Eisenbahninfrastruktur.  Die Summe, die statt der aktuell 64 Euro in absoluten Zahlen nötig wäre, um nicht nur den Erhalt zu sichern, sondern auch beim Neu- und Ausbau voranzukommen, belaufe sich auf  rund 80 Euro pro Kopf

Die Geschäftsführerin von SCI Verkehr, Maria Leenen, schloss sich der Einschätzung an, dass Deutschland ein Invest von 80 Euro pro Bürger ins Schienennetz anstreben sollte. „Das reiche Deutschland leistet sich inzwischen weniger Schiene als die Volksrepublik China. Obwohl der Wohlstandsschnitt jedes Bürgers weit unter dem der Deutschen liegt, mobilisieren die Chinesen gewaltige Summen für ihre Infrastruktur“, sagte Leenen. Nach den Recherchen von SCI hat China die Ausgaben für sein Eisenbahnnetz in den vergangenen zehn Jahren systematisch hochgefahren. Waren es 2007 nur 15 Euro pro Bürger, kam China schon 2012 auf 58 Euro und 2016 schließlich auf 79 Euro. „Ein topmodernes Eisenbahnnetz wäre auch für Deutschland ein wirtschaftlicher Wachstumsmotor“, sagte Leenen.

Dennoch begrüßte die SCI-Geschäftsführerin die jüngsten Weichenstellungen der deutschen Investpolitik. „Das war ein gutes Jahr für die Schiene. Die Botschaft, dass die Eisenbahninfrastruktur jahrelang dramatisch unterfinanziert war, ist bei der Politik endlich angekommen. Mit dem Masterplan Schienengüterverkehr oder der Förderung innovativer Güterwagen haben wir jetzt auch Hebel in der Hand, um die Schiene weiter zu stärken.“ Die SCI-Geschäftsführerin erinnerte daran, dass es bei einer klugen Investitionspolitik nicht auf Beton allein ankomme. „Intelligenz ist ebenfalls gefragt. Auch hier ist China inzwischen ein Vorbild: Zuerst hat man massiv in Streckenausbau und Fahrzeuge investiert, inzwischen konzentrieren sich die Chinesen auf Automatisierung und Digitalisierung ihres Schienennetzes“, sagte Leenen.