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Die europäischen Wagenhalter Ermewa SA und GATX beschreiten gemeinsam mit den Universitäten École Centrale de Lyon und Technische Universität Berlin neue Wege. Mit ihren Unterschriften besiegelten sie heute in Lyon die Kooperation am Projekt „Aero-Ferro Benchmark“. Im Zentrum des neu etablierten Forschungsschwer- punkts steht die Frage: Was kann der Schienengüterverkehr von der Luftfahrt lernen – und umgekehrt? Der Luftfahrtindustrie ist es in der Vergangenheit gelungen, den Schalter umzulegen und heute effizienter und profitabler am Markt zu agieren. Ziel der vier Kooperationspartner ist es, auch für den Schienengüterverkehr entsprechende Impulse zu setzen. Dazu sollen Prozessgestaltung, Business-Modelle und Sicherheitskultur im Schie- nengüterverkehr und in der Luftfahrt wissenschaftlich fundiert verglichen und evaluiert werden, wie sich Best-Practice-Lösungen auf den Sektor übertragen lassen.

„Wir wollen die Schiene zum Fliegen bringen“, begründet Peter Reinshagen, Managing Director bei Ermewa SA, bei der Unterschriftsetzung sein Engagement. Die Luftfahrt sei in vielen Feldern mit ähnlichen Themen und Herausforderungen konfrontiert, die sie häufig besser gelöst habe, so die Beobachtung des Bahnmanagers. Projektpartner Johann Feindert, CEO bei GATX Rail Europe, ist überzeugt: „Ein systematisches Benchmarking kann die Tür für einen innovativen, effizienteren Schienengüterverkehr öffnen.“ Gemeinsam sind sie der Auffassung, dass sich die Branche aus der Komfortzone herausbewegen muss, um den Anteil des Schienengüterverkehrs am Modal Split spürbar zu erhöhen. Dazu gehöre auch, überlieferte Selbstverständlichkeiten infrage zu stellen und unbequeme Vergleiche nicht zu scheuen.

„Aus Sicht der Eisenbahnforschung ist das Projekt spannendes Neuland“, betonte aus Sicht der Wissenschaft Prof. Mohamed Ichchou von der École Centrale de Lyon. Das bestätigte auch Prof. Markus Hecht von der Technische Universität Berlin: „Wir richten hier den Blick über den Tellerrand unseres eigenen Fachgebietes. Die Zusammenarbeit mit Unternehmen ermöglicht uns zudem, praxisorientierte Forschung für die Branche zu betreiben.“

In den kommenden drei Jahren werden in Lyon und Berlin Doktoranden und Studierende zu verschiedenen Aspekten der Prozessgestaltung in Luftfahrt- und Schienengüterverkehrs- branche forschen. Im Mittelpunkt stehen unter anderem die Themen:

  • Sicherheit

Wie sorgen die Player für die Umsetzung und Weiterentwicklung einer nachhaltigen Sicherheitskultur? Die Luftfahrtindustrie setzt hier auf weltweiten unter- nehmensübergreifenden Datenaustausch und einen offensiven Umgang mit Fehlern.

  • Instandhaltung

Wie organisieren beide Verkehrsträger ihre Instandhaltung? In der Luftfahrt ist die zustandsorientierte und vorausschauende Instandhaltung schon lange gelebte Realität. Was hat sich hier bewährt, wie lassen sich die Erfahrungen auf die Schiene übertragen?

  • Business-Modelle

Wie sehen die Business-Modelle für Vermietung aus, mit denen die Verkehrsträger am Markt agieren? Die Luftfahrt ist dazu übergangen, Mietkosten nur für genutzte Stunden und für Instandhaltungszeiten zu berechnen. Kann das auch ein Modell für die Schiene sein? Und liegt umgekehrt in der Verbindung von Vermietung und Instandhaltung, wie sie im Schienengüterverkehr üblich ist, Potenzial für die Luftfahrt?

Ein erstes Symposium, auf dem Forschungskonzept und Zwischenergebnisse präsentiert und diskutiert werden sollen, wird bereits im nächsten Jahr an der deutsch-französischen Grenze stattfinden. Weitere projektbegleitende Workshops sind geplant.

Das deutsch-französische Kooperationsprojekt „Aero-Ferro Benchmark“ geht zurück auf die Initiative von Peter Reinshagen, Ermewa SA, und Prof. Markus Hecht von der Technische Universität Berlin. Reinshagens berufliche Stationen in der Luftfahrtindustrie schärften seinen Blick für die Unterschiede hinsichtlich Produktionsabläufen und Unternehmenskultur in den Branchen Schienengüterverkehr und Luftfahrt. Gemeinsam mit Prof. Hecht entwickelte er die Idee zum Benchmarking zwischen den beiden Verkehrsträgern. Mit der École Centrale de Lyon und dem Wagenhalter GATX sind zwei weitere namhafte Partner aus Wissenschaft und Bahnbranche in das Projekt eingestiegen. Unterstützt wird das Forschungsvorhaben auch von den deutschen und französischen Wagenhalter-Verbänden VPI und AFWP. Weitere Partner aus Industrie und Wissenschaft sind herzlich eingeladen, ihre Expertise in dieses Projekt einzubringen.

Pressemeldung Ermewa