Frankenbahn-Vertrag wird nicht gekündigt
Zum Betrieb der Frankenbahn von Go-Ahead wurden in den vergangenen Tagen wiederholt unrichtige Darstellungen öffentlich zitiert. Go-Ahead stellt klar, dass weder eine Notvergabe noch eine Kündigung eines Verkehrsvertrages durch das Land Baden-Württemberg vorliegen.
Das private Eisenbahnunternehmen bedauert, dass es seit dem Betriebsstart am 15.12.2019 auf der Frankenbahn noch nicht gelungen ist, aufgrund der komplexen Gesamtsituation (unter anderem Personal, zu spät gelieferte und mangelhafte Fahrzeuge, überlastete Infrastruktur) einen durchgehend stabilen Betrieb sicherzustellen. Um die Situation auf der Frankenbahn zu verbessern, führte das Verkehrsministerium Baden-Württemberg eine Marktsondierung durch, um Möglichkeiten zur Stabilisierung des Betriebs auf der Frankenbahn als Lösung zu sondieren. Wie diese Lösung aussehen wird, also auch die Frage, ob beispielsweise ein Subunternehmer für einzelne Leistungen, ein Interimsbetreiber oder eine gänzlich andere Lösung gefunden werde, ist aus Sicht von Go-Ahead noch völlig offen.
Ursachen: Personal, Fahrzeuge, Infrastruktur
Die seit einigen Jahren in der Branche bestehende Herausforderung des strukturellen Personalmangels hatte Go-Ahead früh erkannt und von Beginn an Triebfahrzeugführer ausgebildet, aktuell läuft der 17. Qualifizierungskurs. Die Investitionen beziffern sich nach Unternehmensangaben auf mehrere Millionen Euro. Dennoch sei es noch nicht abschließend gelungen, für den betrieblich bedeutenden Knotenpunkt Lauda, den notwendigen Bedarf an Triebfahrzeugführern vollständig zu decken.
Dem Unternehmen machte im ersten Quartal 2020 nach wie vor die Fahrzeugsituation zu schaffen. Die Fahrzeuglieferungen im Juni und Dezember 2019 erfolgten vertragswidrig so knapp vor Betriebsstart, dass keine Zeit für Erprobungsfahrten, Testfahrten und die Beseitigung von Kinderkrankheiten blieb. Kein Fahrzeug habe bislang die vertragliche Abnahmereife erreicht. Wo die Fahrzeuge im Einsatz sind, wird die Sicherheit im Eisenbahnverkehr durch Go-Ahead zuverlässig und mit erheblichem zusätzlichem betrieblichen Aufwand sichergestellt. Diese Maßnahmen haben zum Teil leider jedoch Einfluss auf die Einhaltung der Fahrpläne, bedauert Go-Ahead. Sicherheit ginge, so Go-Ahead, jedoch auf jeden Fall vor. Es gäbe zudem insbesondere Fehler in der Leittechnik, die der Hersteller bisher noch nicht hinreichend beseitigen konnte. Die aus den Fehlern in der Leittechnik resultierenden Fahrzeugausfälle hatten und haben weiterhin Einfluss auf die Betriebsabläufe auf allen Netzen von Go-Ahead. Die im ersten Quartal 2020 zu liefernden Fahrzeugnachbestellungen erfolgten erfreulicherweise fristgerecht, jedoch sind auch diese Fahrzeuge nicht frei von Mängeln.
Mit der Betriebsaufnahme im Juni und Dezember 2019 übernahm Go-Ahead fünf der wohl anspruchsvollsten Regionalbahnstrecken in Baden-Württemberg. Verbunden mit der zeitgleich erfolgten Taktverdichtung sei dies eine Herausforderung, der man sich stelle, wie das Unternehmen betont. Das Unternehmen verweist auf die vielfältigen, bereits vor Übernahme der Frankenbahn bestehenden Problempunkte, die großteils aus der Bahninfrastruktur resultieren. So kündigte das Land im März 2020 einen Planungsauftrag zur Frankenbahn bei DB Netz an, um die bekannten Schwächen der überlasteten Infrastruktur dieser Strecke zu beheben. In der PM des Verkehrsministeriums vom 26.03.2020 wird dargestellt, wie sich die Schwächen der Infrastruktur seit Jahren auf den Bahnbetrieb der Frankenbahn insgesamt auswirken. Dass bereits in der Vergangenheit Probleme in der Betriebsqualität bestanden, belegt die Landtagsanfrage, aus welcher die Betriebsqualität des Vorgängerbetreibers in den Jahren 2018/2019 ersichtlich ist.
Vor dem Hintergrund dieser komplexen Gesamtlage auf der Frankenbahn sucht Go-Ahead gemeinsam mit dem Land nach einer Lösung im Sinne der Fahrgäste und führt Gespräche in unterschiedliche Richtungen.
Quelle: Go Ahead Baden-Württemberg; Grafik: Verkehrsministerium Baden-Württemberg