Der VDV gibt zu Bedenken, dass zum Beispiel Unternehmen wie Google in das Geschäft mit den ÖPNV-Daten einsteigen könnten.

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) äußert sich in einer aktuellen Stellungnahme kritisch zu den Plänen der EU-Kommission, Daten aus dem Geschäftsbetrieb öffentlicher Verkehrsunternehmen uneingeschränkt an Dritte, also auch an Wettbewerber, weitergeben zu müssen. Das sieht jedoch eine von Brüssel angestrebte Neuregelung der „Richtlinie über die Weiterverwendung von Informationen des öffentlichen Sektors“ (PSI-Richtlinie) vor. Sie will neben Behörden auch öffentliche Verkehrsunternehmen zur Daten-Weitergabe verpflichten. Dies sei ein gravierender Eingriff in die Märkte der Mobilitätsdienstleistungen. Es führe zu erheblichen Wettbewerbsnachteilen für die einheimischen Betreiber des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), die letztlich zulasten der Fahrgäste und der meist kommunalen Eigentümer gingen, warnt der VDV.

Es sei sicher richtig, dass Behörden ihr Datenwissen grundsätzlich und umfassend der Allgemeinheit zur Verfügung stellen sollten. In Märkten jedoch seien Daten von hohem wirtschaftlichem Wert und müssten daher im Interesse der Unternehmen geschützt und genutzt werden. Die PSI-Richtlinie würde den Verkehrsunternehmen die Möglichkeit nehmen, ihre Angebote zu verbessern oder in neue digitale Geschäftsmodelle zu investieren, befürchtet der VDV. „Am Ende profitieren nur private Datenkraken davon. Und die sind ihrerseits nicht verpflichtet, ihre Daten zu teilen“, sagt VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff. Den Schaden hätten letztlich die öffentlichen Aufgabenträger, wenn auf Grund des verzerrten Wettbewerbs und der fehlenden Einnahmequellen der Kostendeckungsgrad im ÖPNV sinke.

In einem Positionspapier zu den Brüsseler Plänen verweist der VDV darauf, dass die Intensität des Wettbewerbs in den Verkehrsmärkten laufend zunehme. So konkurrieren klassische Verkehrsunternehmen verstärkt in Ausschreibungswettbewerben und schon heute mit neuen Angebotsformen wie beispielsweise Car Sharing und App-gesteuerten Sammeltaxi-Systemen (Ride Sharing). Zudem muss die Branche damit rechnen, dass internationale digitale Plattformen versuchen, in das ÖPNV-Geschäft einzusteigen – nach dem Vorbild der Buchungsportale für Hotels, Flüge und Urlaubsziele. „Dagegen wollen wir uns mit ‚Mobility Inside‘ wappnen, unserer brancheneigenen Mobilitätsplattform, die alle Verkehrsunternehmen miteinander vernetzt und den ÖPNV samt komplementärer Mobilitätsangebote von der Reiseauskunft bis hin zum Ticketing für die Kunden erleichtern soll. Basis dafür ist ein intensiver Datenaustausch zwischen allen Beteiligten. Wenn wir diese Daten auf Grund der EU-Vorschriften öffentlich machen müssen, schadet das dem Projekt und damit den ÖPNV-Kunden”, so Wolff abschließend.

Foto: Pixelio/Alexander Klaus