Bei der Deutschen Bahn (DB) wächst die Hoffnung, London bald mit eigenen Zügen anzusteuern. Nachdem die Europäische Bahnaufsicht (ERA) nichts gegen den Einsatz von ICE-Zügen im Ärmelkanaltunnel einzuwenden hatte, rechnet die DB mit einer Freigabe ihrer Triebwagen im kommenden Sommer. „Damit rückt unser Plan, London ab 2013 mit dem europäischen Festland direkt per ICE zu verbinden, in greifbare Nähe”, meint Bahn-Vorstand Ulrich Homburg. Auch Verkehrsminister Peter Ramsauer ist optimistisch. „Durch das Gutachten der ERA ist ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zur Zulassung der ICE im Eurotunnel getan.“ Die ERA hatte zuvor erklärt, die in den Siemens-Zügen verwendete Antriebstechnik verstoße nicht gegen die Sicherheitsvorschriften im Euro-Tunnel. Technisch war die Benutzung des ICE im Eurotunnel natürlich auch schon vorher möglich; dies hatte eine Testfahrt im Oktober 2010 bewiesen.

Bisher fahren nur Eurostar-TGV-Züge des französischen Herstellers Alstom durch den Tunnel. Und so soll es bleiben, nach Meinung des französischen Konkurrenten, der sich auch jetzt – trotz des ERA-Entscheids – noch immer nicht geschlagen gibt. Der Konzern will vor der EU-Kommission die Niederlage bei der Zug-Ausschreibung anfechten. Alstom versucht die deutsche Konkurrenz mit dem Argument auszubremsen, die Motorisierung der Züge sei nicht so sicher wie die der französischen Züge. Das Gegenteil sei der Fall, urteilt Eurostar-Chef Jacques Gounon: Mehrere über den Zug verteilte Motoren, wie beim ICE, seien sicherer als ein einzelner Motor an der Zugspitze. Im Übrigen führen in vielen langen Tunnels, etwa in der Schweiz, Züge mit verteilten Motoren, ohne dass jemand etwas daran auszusetzen habe.