Lücken im E-Netz verschärfen Auswirkungen der Rastatt-Sperrung
In einer Pressemitteilung des Fahrgastverbandes Pro Bahn wird darauf verweisen, dass die Streckensperrung im Rheintal bis zum 7. Oktober die Sünden der Vergangenheit besonders drastisch zeige, vor allem in Form der Lücken der für den elektrischen Betrieb ausgerüsteten Bahnstrecken mit Oberleitung.
„Wäre das elektrische Netz nahezu flächendeckend wie in der Schweiz, stünden jetzt einfachere Möglichkeiten zur Umleitung von Fernzügen und Güterzügen zur Verfügung,“ erklärt Karl-Peter Naumann, Sprecher des Fahrgastverbands PRO BAHN. „Das zeit- und kostenintensive Umspannen der Güterzüge könnte dann entfallen. Elektrische Züge, wie der ICE oder elektrische Züge des Nahverkehrs könnten dann problemlos umgeleitet werden. Die Kapazität der Strecke wäre die einzige Begrenzung.“
„Die Strecke Tübingen – Horb ist eine relativ kleine Elektrifizierungslücke im Schienennetz südlich von Stuttgart,“ ergänzt Stefan Buhl, Landesvorsitzender in Baden-Württemberg, wäre sie geschlossen worden, gäbe es jetzt deutlich weniger Probleme. Auch die Südbahn (Ulm – Friedrichhafen – Lindau) hätte schon „unter Draht“ sein sollen. Sie wäre jetzt eine ideale Umleitungsstrecke für den Güterverkehr.
Während es beim Fernstraßennetz eine Selbstverständlichkeit ist, bei der Kapazitätsberechnung Umleitungsstrecken mit zu berücksichtigen, werden Bahnstecken nur individuell und rein betriebswirtschaftlich betrachtet. Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert hier angesichts der Streckensperrung bei Rastatt ein radikales Umdenken und schnelles Handeln. Die Lücken im E-Netz (in Deutschland sind nur 58,8 Prozent aller Strecken elektrifiziert), die bei Umleitungen wichtig sein könnten, müssen schnellstmöglich geschlossen werden. Für Anwohner ergeben sich dabei mehr Vor- als Nachteile, da die elektrische Züge deutlich leiser sind und die Luft besser würde, da vor Ort keine Abgase die Luft belasten. „Im Autoverkehr ist der E-Mobilität höchste Priorität eingeräumt, im Schienenverkehr, wo die Technik mangels Notwendigkeit von Batterien ausgereift und bewährt ist, geht es allenfalls in winzigen Schritten voran“, macht Lukas Iffländer, stellvertretender Vorsitzender des Fahrgastverbands PRO BAHN, auf die Widersprüchlichkeit aktueller Politik aufmerksam.