Pilotprojekt für Bahnsteigtüren in München
Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) und die Stadtwerke München (SWM) erneuern und digitalisieren das Leit- und Steuerungssystem der Münchner U-Bahn. Über die nächsten rund zehn Jahre wird ein so genanntes CBTC-System eingeführt. CBTC steht für „Communication Based Train Control“. Diese digitale Leittechnik löst das bisherige Sicherungssystem (LZB) ab. Ferner bildet CBTC die Grundlage für mögliche Verbesserungen wie den etwaigen Einbau von Bahnsteigtüren zur Absicherung des Gleisraums.
Bahnsteigtüren können die Sicherheit in der U-Bahn weiter erhöhen, aber ihr Einbau setzt voraus, dass die U-Bahnzüge sehr genau halten. Denn nur dann ist gewährleistet, dass sich die Bahnsteigtüren synchron mit den Türen der haltenden Züge öffnen und schließen können. Das geplante CBTC-System ermöglicht ein exakteres Halten als andere Systeme und ist damit prinzipiell für den Einsatz von Bahnsteigtüren geeignet, wenn Züge mit einheitlichem Türabstand eingesetzt werden. Ebenso übernimmt das CBTC-System die sichere Kommunikation zwischen den Bahnsteigtüren und den Türen der Züge.
MVG-Chef Ingo Wortmann: „Das bestehende Zugsicherungssystem hat keine Zukunft mehr. Wir müssen es schon aus Altersgründen ersetzen. Mit der neuen Leittechnik machen wir die U-Bahn aber auch zuverlässiger und leistungsfähig auch für weiter steigende Fahrgastzahlen. Die damit verbundene Digitalisierung ermöglicht darüber hinaus Bahnsteigtüren. Deren Einbau erwägen wir mittelfristig zumindest an hoch frequentierten Stationen, um die Sicherheit weiter zu erhöhen und den Betrieb noch stabiler abwickeln zu können.“
Zur Erprobung von Bahnsteigtüren wird ein Pilotprojekt im U-Bahnhof Olympiazentrum vorbereitet. Dort soll eine von vier Bahnsteigkanten testweise mit verglasten, fahrzeughohen Türen ausgestattet und das System voraussichtlich ab 2023 unter realen Bedingungen erprobt werden. Der Realisierung vorausgehen müssen noch die erforderliche Planung und Detailabstimmung mit der Technischen Aufsichtsbehörde sowie das Planfeststellungsverfahren. Auf der Grundlage der im Pilotprojekt gewonnenen Erfahrungen soll zu einem späteren Zeitpunkt entschieden werden, ob und in welchem Umgang weitere Bahnhöfe mit Bahnsteigtüren ausgerüstet werden.
Eine im Auftrag von SWM/MVG durchgeführte Machbarkeitsuntersuchung hat ergeben, dass Bahnsteigtüren in der Münchner U-Bahn grundsätzlich nachgerüstet werden können. Dabei wurden unter anderem technische, bauliche und genehmigungsrechtliche Aspekte betrachtet. Die Ausstattung des kompletten U-Bahnsystems würde viele Jahre dauern und in Kombination mit weiteren Ausbau- und Sanierungsmaßnahmen in die anstehende Grunderneuerung des Netzes integriert werden. Die möglichen Kosten werden aus heutiger Sicht auf einen dreistelligen Millionenbetrag geschätzt.
Quelle: MVG; Foto: SWM/MVG