Streik: Unternehmen werfen GDL politisches Machtspiel vor
Im seit Wochen andauernden Streit um die Bezahlung der Lokführer (das Privatbahn-Magazin berichtete) haben sich 13 Eisenbahnunternehmen mit einem offenen Brief an den Bundesvorsitzenden der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky, gewandt. „Statt im Interesse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Unternehmen eine Lösung am Verhandlungstisch zu suchen, kennen Sie nur Streik“, schreiben die Unternehmen. Es gehe offensichtlich nicht um Verhandlungen, sondern ein politisches Machtspiel. Die GDL wolle mit dem Bundesrahmen-Lokomotivführer-Tarifvertrag den Alleinvertretungsanspruch der GDL „für die gesamte Berufsgruppe der Lokomotiv- und Triebfahrzeugführer“. Dies sei eine „zwangsweise Einbeziehung aller Triebfahrzeugführer in den Machtbereich der GDL“. Die Unternehmen sprechen sogar von Abschaffung der Tarifautonomie und einem Angriff auf die vom Grundgesetz geschützte Koalitionsfreiheit.
Die DB-Regelungen auf alle Eisenbahnen anzuwenden, sei nicht nur realitätsfern, sondern ein Angriff auf die vom Grundgesetz geschützte Koalitionsfreiheit. Der von der GDL geforderte Vertrag bedeutet nach Auffassung der Briefautoren die Spaltung der eigenen Belegschaft in zwei Klassen. „Mit dem Beharren auf ihre Forderungen gefährden Sie die Erfolge des Wettbewerbs für Fahrgäste, Steuerzahler und Mitarbeiter in dieser Branche“. Ausdrücklich fordern die Unternehmen den GDL-Chef dazu auf, die Interessen der Bahnmitarbeiter „vor Ihre politischen Machtspiele zu stellen“. Weselsky solle mit den Unternehmen, „die jetzt erneut auf Sie zugehen werden, jeweils eine Lösung suchen“. Dass die GDL massiv Druck auf Mitarbeiter ausübe, um sie zur Streikbeteiligung zu verpflichten, sei mit Befremden zur Kenntnis genommen worden.
Zu den Unterzeichnern des Schreibens gehören viele größere und kleinere, private Eisenbahnunternehmen, darunter die Hohenzollerische Landesbahn (HzL), Keolis Deutschland, verschiedene Benex-Beteiligungen, Metronom, Veolia und Westfalenbahn. Metronom-Sprecherin Hannah Kohn erklärt, in welcher Weise die GDL Einfluss auf Mitarbeiter genommen habe, könne sie im Detail nicht sagen. Es sei aber bekannt, dass es Versuche gegeben habe, Mitarbeiter zu überzeugen, sich am Streik zu beteiligen. Sie bekräftigt, ihr Unternehmen habe immer wieder Verhandlungen angeboten; eine Schlichtung, die ebenfalls offeriert wurde, sei durch die GDL abgelehnt worden. (fbt)