Studie SCI Verkehr zum weltweiten Bahnmarkt
After-Sales überholt Neugeschäft
Spezialisiert auf die strategische Beratung in der Bahnwirtschaft weltweit, analysiert SCI Verkehr in mehr als 20 turnusmäßig erscheinenden Detailstudien den Weltmarkt für Bahntechnik. Zusammengefasst werden diese vertiefenden Einzelanalysen in der Studie „Worldwide Market for Railway Industries“, die aktuell zur InnoTrans 2016 erscheint.
Der weltweite Markt für Bahntechnik hat aktuell eine Größe von 169 Milliarden Euro und wächst um 2,3 Prozent pro Jahr bis 2020. Im Vergleich zu den Vorjahren ist das Wachstum zurückgegangen, zeigt aber eine solide Entwicklung. Der After-Sales hat mit einem Anteil von 53 Prozent am Gesamtmarkt das Neugeschäft überholt und zudem die besseren Wachstumsperspektiven.
Diese Entwicklung resultiert aus der signifikanten Erweiterung der Schienenfahrzeugflotten und der Streckennetze in der Vergangenheit, welche jetzt instand gehalten werden müssen. Dabei stehen die Bahnen unter zunehmendem Kostendruck, was zu einer Reduzierung der Investitionen in neue Assets führt. Gleichzeitig erhöht sich der Druck, die Geschäftsprozesse zu optimieren. Im Vordergrund steht hier der Einsatz von digitalen Lösungen und Innovationen zum Beispiel zur Senkung der Life-Cycle-Costs.
Das Neugeschäft wächst nur noch langsam um 1,3 Prozent im Jahr bis 2020. Politische Unsicherheiten und – daraus folgende – steigende wirtschaftliche Risiken verbunden mit ‧einer allgemein deutlich langsamer wachsenden Wirtschaftsleistung führen weltweit zu einer Zurückhaltung bei Neuinvestitionen. Die Verschiebung oder gar Streichung von wichtigen Neubauprojekten ist die Folge. Diese Entwicklung betrifft insbesondere den in hohem Maße von der wirtschaftlichen Entwicklung ab‧hängigen Schienengüterverkehr. Der Stadtverkehr bleibt auch langfristig Wachstumsmotor.
Der weltweit wichtigste Ländermarkt China entwickelt sich entsprechend. Investitionen in das Eisenbahn- und Hochgeschwindigkeitssystem – noch immer auf sehr hohem Niveau – werden reduziert. Dringend notwendige Ausbauten von Stadtverkehrssystemen werden aber weiterverfolgt. Die Folge sind hohe Überkapazitäten in Chinas Bahnindustrie, die zu einer starken Exportorientierung der lokalen Hersteller und einer Intensivierung des Wettbewerbs führen.
After-Sales wächst deutlich stärker als Neugeschäft
Das Marktvolumen im After-Sales beträgt aktuell 89 Milliarden Euro und wächst mit 3,2 Prozent im Jahr deutlich dynamischer als das Neugeschäft auf circa 104 Milliarden Euro im Jahr 2020. Demgegenüber wächst das Neugeschäft nur noch langsam um 1,3 Prozent im Jahr bis 2020.
Die Verlagerung in Richtung After-Sales ist ein weltweiter Trend, der durch den weltweit größten Bahnmarkt Asien noch verstärkt wird. Der massive Ausbau der Hochgeschwindigkeitssysteme in den letzten Jahren führte zu hohen Wachstumsraten und einem sehr hohen Marktvolumen im Neugeschäft. In den nächsten Jahren wird diese Entwicklung an Dynamik verlieren, was zu deutlich geringeren Wachstumserwartungen führt. Diese Entwicklung folgt dem chinesischen Markt, wo in der nächsten Fünfjahresperiode weniger in den Ausbau der Bahnsysteme investiert wird. Demgegenüber steht der massive Aufbau von Streckennetzen und Fahrzeugbeständen, der zu zusätzlichen Instandhaltungsaktivitäten führt. Parallel zum Fahrzeugmarkt ist die Entwicklung auch im Markt für Infrastruktur- und Systemtechnik zu verfolgen.
Der weltweite Markt für Schienenfahrzeuge im Neugeschäft und After-Sales liegt bei 103 Milliarden Euro und wächst mit circa zwei Prozent leicht geringer als der Gesamtmarkt. Eine erhöhte Unsicherheit durch ‧politische und wirtschaftliche Entwicklungen beeinflusst das Investitionsklima negativ. Gerade bei Fahrzeugen des Schienengüterverkehrs wird die enge Verknüpfung der Nachfrage mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung deutlich. Der Markt Lokomotiven und Wagen des Güter‧verkehrs wird in den nächsten zwei Jahren deutlich sinken und vom aktuellen Niveau bis 2020 mit einem Prozent im Jahr nur schwach wachsen. Im Gegensatz dazu entwickelt sich der Markt für Stadtverkehrsfahrzeuge mit knapp vier Prozent weiter dynamisch.
Fotos und Grafiken: SCI Verkehr