Auf der heutigen Jahrespressekonferenz des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) wurde ein erneutes Ansteigen der Fahrgastzahlen im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) konstatiert. Insgesamt nutzten im vergangenen Jahr 10,32 Milliarden Kunden die Angebote des Nahverkehrs und sorgten im zwanzigsten Jahr hintereinander für einen Fahrgastrekord bei den Mitgliedsunternehmen des VDV. Der Fahrgastzuwachs liegt bei 1,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das sind rund 140 Millionen Kunden mehr. Allerdings: Der Modal Split hat sich nicht verändert, weil auch der motorisierte Individualverkehr gewachsen ist. „Doch wir könnten noch weiter und stärker wachsen, wenn wir nicht vielerorts bereits an Kapazitätsgrenzen stoßen würden. Wir brauchen die Verkehrswende und mehr Investitionen in den Kommunen und Ballungsräumen. Die bisherigen Verhandlungen von CDU/CSU und SPD machen uns Hoffnung, dass die Bundespolitik das auch endlich erkannt hat“, so VDV-Präsident Jürgen Fenske bei der Vorstellung der Zahlen.

 

 

Am stärksten gewachsen ist der SPNV mit 3,5 Prozent (derzeitige Verteilung: Tram 38 Prozent, Bus 41 Prozent, Eisenbahn 21 Prozent), was auf eine Zunahme des Pendlerverkehrs schließen lässt. Der Kostendeckungsrahmen liegt derzeit bei 76,3 Prozent. Eine für den ÖPNV in Europa durchaus beachtliche Zahl, wie Fenske feststellte. Trotzdem können häufig dringende Investitionen in den Nahverkehr nicht getätigt werden, weil das Geld fehlt. „Unser großes Problem ist der hohe Sanierungsstau bei den technischen Anlagen, Gleisen, Tunneln und Bahnhöfen. Durch die nach wie vor angespannte Haushaltslage der Kommunen fehlt dort oft der finanzielle Spielraum für notwendige Investitionen. Hier muss die neue Bundesregierung handeln und die Kommunen entsprechend unterstützen“, so Fenske.

Die Ergebnisse der Sondierungsverhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD sieht der VDV überaus positiv.  Das Gemeindefinanzierungsgesetz (GVFG) soll auf eine Milliarde Euro pro Jahr erhöht werden (derzeit 330 Millionen Euro), der Fond für nachhaltige Mobilität soll nicht nur einmalig sein (derzeit eine Milliarde Euro), Planungs- und Genehmigungsverfahren sollen beschleunigt werden und der Investitionshauhalt des BMVI soll auf dem Niveau gehalten oder gar gesteigert werden. Nun hofft der VDV, dass diese Aussagen sich auch in einem Koalitionsvertrag wiederfinden.

In Weiteren plädiert der VDV für eine Steuerbefreiung von Jobtickets, damit mehr Anreiz für Berufspendler und Unternehmen zu einem Umstieg auf den ÖPNV gesetzt wird. Einer in juristischen Kreisen angestrebten Herabsetzung des Schwarzfahrens von einer Straftat zu einer Ordnungswidrigkeit sagte Oliver Wolff, Hauptgeschäftsführer des VDV, den Kampf an. Es könne nicht sein, dass die Gerichte ihre eigenen Kosten senken wollen, im gleichen Atemzug aber verlangen, dass an jede Haltstelle, jeder Bahnsteig mit einer wie auch immer gearteten Zugangssperre versehen wird. „Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund, das Schwarzfahren zu entkriminalisieren und zur Ordnungswidrigkeit herabzustufen“, so Wolff. 2016 verbüßten bundesweit 7.600 Personen im Zusammenhang mit Schwarzfahrten eine Freiheits- oder Ersatzfreiheitsstrafe. Das sind übrigens nur drei Prozent aller angezeigten Personen, die mehrmals bei Schwarzfahrten erwischt wurden und zu den “Intensivtätern” zählen.

Grafik: VDV