Durch die Corona-Pandemie ist das öffentliche Leben beinahe zum Erliegen gekommen – und mit ihm in weiten Teilen auch der öffentliche Verkehr. Schulschließung, Kurzarbeit oder Home Office: Tausende Menschen, die sonst auf der Schiene pendeln, nutzen das Angebot des ÖPNV derzeit nicht. Die Besonderheit der Krise dabei: Es fahren mehr Bahnen, als die Fahrgastzahlen in normalen Situationen verlangen würden, damit der Mindestabstand von anderthalb Metern zwischen den Fahrgästen eingehalten werden kann. Das bedeutet für viele Unternehmen erhebliche Einbußen.

Bei einem Rückgang von rund 75 Prozent der Fahrgastzahlen hat etwa die Berliner Verkehrsgesellschaft (BVG) ihr Angebot nur um 13 Prozent zurückgefahren. Nach eigenen Angaben gingen der BVG 90 Prozent der Einnahmen verloren. Laut Bericht in der Süddeutschen Zeitung (SZ) hat auch der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) für März und April einen Rückgang der Fahrgastzahlen von bis zu 90 Prozent verzeichnet – das bedeutet monatlich sind der Branche bis zu einer Milliarde Euro verloren gegangen. Und in nächster Zeit ist keine Linderung in Sicht.

Für viele Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) ist die Lage besonders bedrohlich. „Als Branche der öffentlichen Daseinsvorsorge machen wir keine Gewinne im klassischen Sinne und haben daher kein Rücklagen für solche Fälle“, sagte VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff der SZ. Doch die Bahnen müssen weiter fahren, um unter anderem Mediziner und anders systemrelevantes Personal an ihren Arbeitsplatz zu bringen. Dauert der Lockdown bis Mai an, so rechnet der VDV mit Verlusten von bis zu sieben Milliarden Euro. Aber mit einer Pleite der EVU wäre die Mobilität vieler hunderttausender Bürger akut gefährdet.

Der VDV fordert daher Hilfe vom Staat. Bund und Länder sollen auf Basis der Ticketerlöse von 2019 und der Tariferhöhungen 2020 eine Ausgleichszahlung leisten. Mit einberechnet sollen dabei auch das reduzierte Angebot und die tatsächlichen Einnahmen werden.

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