Mehr als 5.000 sturmbedingte Zugausfälle hatten die Tochterunternehmen der Transdev GmbH, Deutschlands größtem privaten Betreiber von Bahn- und Busverkehren, seit August 2017 zu verzeichnen. Der „Aktionsplan Vegetationsmanagement“ der Deutschen Bahn ist laut Transdev-Geschäftsführung nur ein längst überfälliger, aber nicht ausreichender erster Schritt hin zu einer modernen und verlässlichen Schieneninfrastruktur.
„Sebastian“, „Xavier“, „Herwart“ und nun „Friederike“: Zum vierten Mal innerhalb von sechs Monaten standen am vergangenen Donnerstag sturmbedingt die Züge still, Tausende Fahrgäste strandeten deutschlandweit an überfüllten Bahnhöfen. Auch die Tochtergesellschaften der Transdev GmbH waren massiv betroffen. Mehr als 5.000 Züge fielen bei den Bahnbetreibern HarzElbeExpress (HEX), Mitteldeutsche Regiobahn (MRB) und Nordwestbahn (NWB) aus. Am heftigsten wurde die NWB getroffen: Insgesamt 4.000 Fahrten konnten wegen der Stürme nicht durchgeführt werden, das entspricht 160.000 Zugkilometern.

„Das Schienennetz in Deutschland hat ein Problem“, stellt Christian Schreyer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Transdev GmbH, fest. „Der Grünschnitt wurde massiv vernachlässigt, so dass auch bei jahreszeittypischen Wetterereignissen umfangreiche Strecken wegen umstürzender Bäume gesperrt werden müssen. Denn natürlich steht die Sicherheit der Fahrgäste an erster Stelle.“

Betrieb und Instandhaltung des Schienennetzes sind in Deutschland Aufgabe der DB Netz AG, deren Kunden alle Bahnbetreiber sind. DB Netz will nun endlich reagieren und hat einen „Aktionsplan Vegetationsmanagement“ vorgelegt. Christian Schreyer dazu: „Der Aktionsplan von DB Netz kann nur ein allererster Schritt sein. Alle Fahrgäste in Deutschland sind darauf angewiesen, dass DB Netz eine verlässliche und sichere Infrastruktur zur Verfügung stellt.“ So solle die Sechs-Meter-Rückschnittszone von DB Netz im Fernverkehr umgesetzt werden, im Nahverkehr jedoch bisher nicht konsequent genug, sagt Schreyer. „Wir fordern deshalb mindestens die durchgängige Einhaltung und Überprüfung dieser Regel auch im Nahverkehr.“
Wie erfolgreiche Instandhaltung der Infrastruktur aussehen kann, zeigt die Transdev-Tochtergesellschaft Württembergische Eisenbahn-Gesellschaft (WEG). Sie fährt fast ausschließlich auf eigenem Schienennetz. Bei keinem der vergangenen vier schweren Stürme kam es zu einem sturmbedingten Zugausfall. Die Pünktlichkeitswerte liegen zwischen 96 und 99 Prozent.

Foto: Willy Giltmann