Katastrophale Bewertungen für DB InfraGO
DIE GÜTERBAHNEN und mofair haben zum zweiten Mal seit der Gründung der für das Schienennetz verantwortlichen DB InfraGO eine Zufriedenheitsbefragung durchgeführt. Die Praktiker aus ihren Mitgliedsunternehmen bescheinigen dem Netzbetreiber eine katastrophale Performance, die Ergebnisse sollten die Politik aufrütteln.
mofair-Geschäftsführer Dr. Matthias Stoffregen: „Nur einzelne Stimmen sehen eine Verbesserung gegenüber 2023. Vor allem die Kundenorientierung wird unverändert schlecht wahrgenommen. Die Stimmen aus der Praxis zeigen nochmals deutlich, dass es nicht reicht, wenn im Aufsichtsrat der InfraGO vor allem Konzernvertreter:innen das Sagen haben. Sie sind dem DB-Konzern und eben nicht dem Gemeinwohl verpflichtet. Darum haben wir Wettbewerbsverbände gemeinsam mit dem Aufgabenträgerverband BSN gefordert, auch Stimmen der Zugangsberechtigten in den InfraGO-Aufsichtsrat zu entsenden.“
Peter Westenberger, Geschäftsführer der GÜTERBAHNEN: „Die DB InfraGO bleibt weit hinter ihren Versprechen zurück. Sie tritt bislang nicht als der dringend notwendige Treiber, sondern eher als Bremsklotz der Verkehrswende auf. Jetzt ist der Moment, um gegenzusteuern: mit besserer Aufsicht, Kundennähe, Fachkompetenz und echten Reformen. Nur so wird aus dem trägen Koloss ein Motor für mehr Verkehr auf der Schiene – und für echte Gemeinwohlorientierung.“
Im Januar 2024 war der Start der DB InfraGO AG als neuer „gemeinwohlorientierter“ bundeseigener Infrastrukturgesellschaft mit viel PR-Arbeit seitens der Deutschen Bahn gefeiert worden. Seinerzeit DB-Konzernchef Lutz und Verkehrsminister Wissing drückten auf den Buzzer. So wurde der Eindruck erweckt, mit viel frischem Geld und der Fusion der Gesellschaften für Gleisnetz und Bahnhöfe allein würde die Eisenbahn in Deutschland pünktlicher und zuverlässiger. Die nun veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass sich diese Hoffnung nicht erfüllt hat.
Die Gesamtzufriedenheit der Eisenbahnverkehrsunternehmen hat sich im vergangenen Jahr insgesamt verschlechtert: 50 % der Unternehmen sehen dies so; 44 % sehen keine Veränderung; und nur 6 % sind zufriedener als vor einem Jahr. Insbesondere bei den Personenverkehrsunternehmen zeichnet sich dabei ein deutlicher Abwärtstrend ab.
Auch mit der Betriebsqualität sind die Befragten weiter zu ca. 70 % unzufrieden. Hier ist es der Güterverkehr, der etwas schlechter bewertet als der Personenverkehr.
In punkto Kapazität sehen zwei Drittel der Unternehmen eine eklatante Verknappung. Angesichts der weiter steigenden Baustellenlast kann dies nicht wirklich überraschen. Auch die deutlich gestiegene Zahl abgelehnter Zugtrassen zeigt, dass die InfraGO zurückhaltender in der Zuweisung wird. Für das kommende Fahrplanjahr gibt es bereits 300 Beschwerdeverfahren – im Vergleich zu den Vorjahren mit 90 bis 120 Verfahren, ist das eine Steigerung um mehr als das Zweieinhalbfache.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis beurteilen die Verkehrsunternehmen ähnlich wie im Jahr zuvor. Zwei Drittel bewerten es jeweils als schlecht oder sehr schlecht. Angesichts der drastischen und weiter zu erwartenden Steigerungen der Trassen- und Stationspreise hätte man hier sogar eine noch schlechtere Bewertung erwarten können.
Für jeden kommerziellen Anbieter von Dienstleistungen, wie auch die DB InfraGO einer ist, müsste die Kundenorientierung eine Schlüsselfrage sein. Auch wenn die Bedingungen auf dem Schienennetz schwierig sind, hätte die InfraGO eine Chance zu besserer Kundenorientierung, wenn diese den Eindruck gewinnen, dass sie mit ihren Anliegen ernst genommen werden. Leider zeigt sich auch hier keine signifikante Besserung: 11 % der Befragten nehmen eine Verbesserung im Vergleich zur Zeit vor dem InfraGO-Start wahr, jeweils eine knappe Hälfte stellt ernüchtert fest, dass die Kundenzufriedenheit unverändert (47 %) oder noch schlechter geworden ist (42%).
Im September 2024 hatten die Verbände eine erste Zwischenbilanz gezogen – mit der Quintessenz, dass sich in den ersten acht Monaten des Bestehens der InfraGO kaum etwas zum Besseren verändert habe. Teil der Analyse war seinerzeit eine ähnliche Abfrage bei den Eisenbahnverkehrsunternehmen. Angesichts der insgesamt nur kleinen möglichen Stichprobe kann sie zwar nicht repräsentativ sein, gibt aber dennoch wertvolle Hinweise, die Politik und InfraGO ernst nehmen sollten.
Abruf der Ergebnisse im Überblick hier.
Quelle7Grafik: DIE GÜTERBAHNEN/mofair
