Im Bereich der Getränkelogistik spielt die Schiene inzwischen eine wichtige Rolle. Unternehmen wie die Warsteiner Brauerei mit dem Tochterunternehmen BOXX Intermodal arbeiten hier seit Jahren sehr erfolgreich mit der Westfälischen Landes-Eisenbahn GmbH (WLE) zusammen. Zur Besseren Auslastung der Züge werden freie Kapazitäten dabei von anderen Unternehmen in der Region mit genutzt.

Nicht immer ist ein Terminal oder ein Gleisanschluss in der Nähe von Produktionsstätten vorhanden. Dennoch kann auch hier die Bahn genutzt werden, wie das Beispiel von Gerolsteiner zeigt. Für die Verkehre nach Hamburg setzt man auf den kombinierten Verkehr (KV), wobei allerdings ein längerer Straßenvorlauf bis zum Terminal in Köln in Kauf genommen werden müssen. Zusammen mit anderen Unternehmen aus der Eifel kämpft man in einem Bündnis für einen Ausbau der regionalen Schieneninfrastruktur. Gerne möchte man den Anteil des KV erhöhen.

Doch nicht nur Getränke, sondern auch sensible Güter lassen sich mit der Bahn transportieren wie Tobias Rost von der VTG an einem Beispiel der Pharmalogistik zwischen Essen und Barcelona berichtete.

Rüben und Zucker waren früher klassische Güter für die Bahn. Mit der Einstellung der Rübenverkehre 1993 durch die DB und auch Mora C waren diese Verkehre weg. Inzwischen gibt es von Seiten der Südzucker AG erfolgreiche Ansätze, Fracht auf die Bahn zurück zu verlagern. So wird zum Beispiel Zucker inzwischen ganzjährig in speziellen Wagen zu einem Zuckerterminal nach Italien transportiert. Insgesamt sind inzwischen 240 Schüttgutwagen von VTG für losen Zucker auf verschiedenen Relationen im Einsatz. Auch für den Transport von Dicksaft wurden spezielle Kesselwagen angemietet. Ein ehemaliger Gleisanschluss in Rain am Lech wurde inzwischen wieder für den Transport von Rübenpellets in Ganzzügen reaktiviert.

Auch die B/S/H Hausgeräte GmbH setzt verstärkt auf die Bahn und hat verschiedene Ganzzug- und Wagengruppenkonzepte in Europa implementiert. Dabei werden verschiedene Produktionsstätten, zentrale Lagerstandorte sowie die Seehäfen miteinander verbunden. In Deutschland spielen vor allem die Standorte Giengen und Nauen eine wichtige Rolle. Zum Einsatz kommen Schiebewandwagen und (Palletwide) Container auf Tragwagen. Eine Herausforderung ist die großen Schwankungen des Frachtaufkommens (Peak im Herbst), was die Planung und Auslastung der Verkehre erschwert.

Wenn es um den sogenannten Einzelwagenverkehr geht, denken viele Verlader an die mit vielen Problemen kämpfende DB Cargo. Doch es gibt inzwischen alternative Angebote und Konzepte. Vielleicht behindert auch die traditionelle Unterteilung in Ganzzugverkehre, Kombinierte Verkehre und Einzelwagenverkehre statt in hybriden Produktionsformen zu denken. Genau mit diesem “Mindset” gelingt es der Captrain an ausgewählten regionalen Standorten wie z.B. in Bitterfeld oder Eisenach neue Shuttleverkehre mit schnellen Laufzeiten zu etablieren. Erfolgsfaktoren sind kurze, und zuverlässige Transportzeiten sowie flexible auf Kundenwünsche anpassbare Betriebskonzepte. Eingesetzt wird in der Regel nur eine Lok sowohl für die Strecke als auch für die Anschlussbedienung.

Die CFL Multimodal setzt sehr stark auf den Transport von Trailern über den Hub in Bettembourg. Für die Verkehre werden Lokmeldestellen dort etabliert, wo die Kunden sind. Das erhöht die Zuverlässigkeit der Zugsysteme. Außerdem setzt man auf Kooperation statt konkurrierende Angebote zu schaffen.

Die oben genannten Beispiele und auch die Diskussionen mit den Experten zeigen, dass auch Konsumgüter (kleinere Sendungsgrößen) durchaus Bahnaffin sein können. Gerade bei der Verknüpfung der Produktions- und zentralen Lagerstandorte gibt es Potenziale. Treiber ist vor allem der Klimaschutz, der bei vielen Unternehmen auch in der Logistik immer mehr an Bedeutung erlangt. Allerdings braucht es auch ein wenig Mut und mehr Wissen, damit die Trailer nur noch im Vor- oder Nachlauf verwendet werden, statt mit dem LKW kreuz und quer durch Europa zu fahren.

 

Rahmenbedingungen und Umfeld

Natürlich können auch die Eisenbahnverkehrsunternehmen noch einiges tun, damit die Schiene attraktiver wird.

Während Fracht-Plattformen im Bereich der Straßenlogistik State of the Art sind, tut sich der Eisenbahn hier noch schwer. Hier setzt “Rail Flow” mit speziellen und innovativen Marktplatzlösungen für den Schienengüterverkehr an. Es geht u.a. darum mehr Transparenz zwischen den Akteuren herzustellen und freie Kapazitäten besser zu vermarkten. Die Rail-Flow Plattform vereint dabei den konventionellen und intermodalen Verkehr und ist dadurch einzigartig im Markt

Wie Innovationen die Wirtschaftlichkeit des SGV erhöhen können zeigte die OTIV. Dabei handelt es sich mit OTIV.ONE um ein kamerabasiertes Assistenzsystem, das den Rangierbetrieb einfacher und sicherer macht.

Die Zuverlässigkeit im Güterverkehr ist sehr eng verknüpft mit dem Thema Personal. Viele Eisenbahnverkehrsunternehmen planen heute noch mit Excel-Listen. Dass es auch anders geht, zeigte MENLO79 mit einem intelligenten Personaldispositionssystem als SaaS (Software as a Service). Das Tool erhöht den produktiven Einsatz des Personals und bietet darüber hinaus viele Möglichkeiten der Kooperation.

Uwe Höft
Rangierbahnhof Maschen aus der Sicht von oben.
Foto: Deutsche Bahn AG / Oliver Lang