Weltpremiere bei der evb: Erste H2-Flotte in Betrieb
Niedersachsen schreibt Eisenbahn-Geschichte: In Bremervörde (Kreis Rotenburg) ist nun das weltweit erste Netz mit Wasserstoffzügen im Passagierbetrieb an den Start gegangen. Die 14 Fahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieb gehören der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen mbH, einer Tochter des Landes. Weitere Projektpartner sind der Schienenfahrzeugbauer Alstom, die Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser (evb) und das Gase- und Engineering-Unternehmen Linde.
Auf der Strecke zwischen Cuxhaven, Bremerhaven, Bremervörde und Buxtehude werden durch die evb im Auftrag der LNVG 14 wasserstoff-betriebene Alstom-Regionalzüge eingesetzt, sie ersetzen 15 Diesel-Züge. An der Wasserstoff-Tankstelle werden sie täglich und rund um die Uhr versorgt werden. Die im Betrieb emissionsfreien Alstom-Triebzüge des Modells Coradia iLint können dank einer Reichweite von 1.000 Kilometern mit nur einer Tankfüllung den ganzen Tag lang emissionsfrei im Netz der evb fahren. Damit werden 1,6 Millionen Liter Diesel pro Jahr nicht mehr verbraucht, damit werden 4.400 Tonnen CO2 nicht mehr erzeugt. Derzeit rollen fünf der neuen Züge, die weiteren kommen bis zum Jahresende dazu. Das Projekt hat ein Volumen von über 93 Millionen Euro. Finanziert wird es von Land und Bund.
Modernste Technik
Der Coradia iLint ist weltweit der erste Personenzug, der mit einer Wasserstoff-Brennstoffzelle betrieben wird, die elektrische Energie für den Antrieb erzeugt. Dieser komplett emissionsfreie Zug ist geräuscharm und gibt lediglich Wasserdampf und Kondenswasser ab. Gezielt entwickelt für den Einsatz auf nichtelektrifizierten Strecken, ermöglicht er einen sauberen, nachhaltigen Zugbetrieb unter Beibehaltung einer hohen Leistung. Auf dem Netz der evb ist der Zug mit Tempo 80 bis 120 unterwegs, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 140 Stundenkilometer.
Getankt wird an der Anlage von Linde in Bremervörde. Diese beinhaltet vierundsechzig 500-bar-Hochdruckspeicher mit einer Kapazität von insgesamt 1.800 Kilogramm, sechs Wasserstoffverdichter und zwei Zapfsäulen. Mit dem Einsatz von Wasserstoff als Kraftstoff für Züge wird die Umwelt spürbar entlastet, da ein Kilogramm Wasserstoff ungefähr 4,5 Liter Dieselkraftstoff ersetzt. Eine spätere Wasserstoff- erzeugung vor Ort mittels Elektrolyse und regenerativ erzeugtem Strom ist geplant.
“Wir sind stolz darauf, weltweit der erste Betreiber von Wasserstoffzügen im planmäßigen Personenverkehr zu sein und tragen als Betreiber dieser Züge gern dazu bei, diese umweltfreundliche und innovative neue Technologie im täglichen Betrieb weiterzuentwickeln”, betont evb-Geschäftsführer Christoph Grimm.
Lesen Sie mehr zur Technik, Finanzierung und den Beteiligten Partnern im PriMa 6/2022.
Fotos: evb / Sabrina Adeline Nagel