Die DB produziert auch schwere und betriebsrelevante Ersatzteile aus Metall im 3D-Drucker.

Foto: Deutsche Bahn AG

Funkensprühend verschweißt der dunkelblaue Lichtbogen im 3D-Drucker Schicht für Schicht die einzelnen Drähte aus Edelstahl, bis der Radsatzlagerdeckel für die Rangierlokomotive Form annimmt. Der schützt die Lok unter anderem vor aufwirbelnden Schottersteinen.

Ohne diesen Radsatzlagerdeckel steht das Fahrzeug still. Keine Seltenheit, da das Ersatzteil auf herkömmlichem Weg bei Gießereien nur schwer zu beschaffen ist. Warte- und Lieferzeiten liegen bei diesen Spezialteilen häufig bei bis zu 24 Monaten.

Dank des innovativen Verfahrens des Berliner Unternehmens GEFERTEC kann die Deutsche Bahn nun erstmals schwere Metallteile drucken und die Lieferzeit drastisch verkürzen. Damit ein Ersatzteil auf Knopfdruck produziert werden kann, erstellt die DB aus vorhandenen Zeichnungen oder eingescannten Objekten Konstruktionsvorlagen für den 3D-Druck.

„Mit dem Durchbruch beim Metalldruck können wir jetzt schrittweise eine schnellere Versorgung mit Ersatzteilen sicherstellen und die Fahrzeuge gehen zügig wieder auf die Strecke“, sagt Prof. Dr. Sabina Jeschke, DB-Vorstand Digitalisierung und Technik. „Ziel ist es, bis 2021 rund 10.000 verschiedene Ersatzteile über den 3D-Druck abrufbar zu machen.“

Den Anfang im 3D-Druck machte Ende 2015 ein einfacher, hellgrauer Mantelhaken aus Plastik, wie er tausendfach in den ICE-Zügen angebracht ist. Heute kann die DB über das Metalldruckverfahren im 3D-Drucker sogar mehr als 17 Kilogramm schwere, betriebsrelevante Bauteile für ICE-Züge herstellen, etwa die sogenannte „Kastenkulisse“. Dieses Bauteil wird unter dem Wagenkasten montiert und sorgt für den sicheren Lauf des Wagens in engen Kurven oder beim Passieren von Weichen.

 

Um künftig noch schneller und in größeren Mengen Ersatzteile zu drucken, lässt die DB als erstes Mobilitätsunternehmen ihre Lieferanten im 3D-Druck zertifizieren. Prüfung und Zertifizierung übernimmt dabei der TÜV SÜD.

Der 3D-Druck spart aber nicht nur Zeit. Er spart auch wertvolle Rohstoffe ein. Ersatzteile werden nicht mehr in großen Mengen gelagert, sondern bei Bedarf hergestellt. Durch dieses Print-on-Demand-Verfahren wird nur das wirklich benötigte Rohmaterial verwendet. Produktionsabfälle werden minimiert, Lagerbestände reduziert und Transportwege entfallen. Damit leistet die additive Fertigung einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz.

Die DB integriert 3D-Druck in diesem Jahr erstmals auch in die Berufsausbildung. Alle rund 200 Berufsanfänger, die im September 2019 ihre Ausbildung in einem der zwölf großen Instandhaltungswerke der DB beginnen, werden künftig Teile im 3D-Druckverfahren herstellen. Da die gewerblich-technische Ausbildung den 3D-Druck bisher noch nicht berücksichtigt, hat die DB dafür eigene Ausbildungsinhalte entwickelt.

Seit 2015 wurden bei der Deutschen Bahn bereits mehr als 7.000 Ersatzteile im 3D-Drucker gefertigt. Insgesamt können heute mehr als 120 verschiedene Teile hergestellt werden: Darunter befinden sich beispielsweise Lüfterräder, Kopfstützen für Regionalzüge, unterschiedliche Gehäuse wie ein Klemmenkasten, der sensible Kabel für den Zugantrieb schützt, oder auch kleine Teile mit großer Kundenwirkung, etwa Ersatzteile für Kaffeemaschinen.

Pressemeldung Deutsche Bahn