Am Pfingstsonntag beginnt in Baden-Württemberg eine neue Zeitrechnung im Schienenpersonennahverkehr – 25 Jahre nach der Bahnreform übernehmen erstmals in großem Umfang andere Betreiber als DB Regio Verkehrsleistungen auf den Stuttgarter Netzen. „Abellio und Go-Ahead lösen nun in den nächsten eineinhalb Jahren stufenweise DB Regio auf fast allen Strecken rund um Stuttgart ab“, erklärt Matthias Lieb, Landesvorsitzender des ökologischen Verkehrsclub Deutschland (VCD).

Während andere Bundesländer schon länger Erfahrungen mit Ausschreibungen und neuen Betreibern gesammelt hätten, sei im Ländle zugunsten einer verdeckten Finanzierung von Stuttgart 21 über lange Jahre der Wettbewerb im Nahverkehr verzögert worden, stellt der VCD fest. Matthias Lieb: „Durch die Ausschreibungen haben die Fahrgäste nun neue Fahrzeuge und einen dichteren Fahrplan bei gleichzeitig geringeren Kosten für das Land“.

In der ersten Stufe betreibt Go-Ahead nun den IRE1 auf der Strecke Karlsruhe – Stuttgart – Aalen. Damit entsteht in Verbindung mit dem zweistündlichen IC Karlsruhe – Nürnberg ein 30-Minuten-Takt zwischen Karlsruhe und Stuttgart und ein Stundentakt bis Aalen. Damit wird eine langjährige VCD-Forderung umgesetzt.

Abellio betreibt neu den Metropol-Express Pforzheim – Ludwigsburg – Stuttgart mit einem Flügelzug Heidelberg/Bruchsal – Mühlacker – Stuttgart. Zwischen Pforzheim und Bietigheim-Bissingen-Bissingen halten die Metropol-Express-Züge halbstündlich an allen Stationen, allerdings fährt dann nur die Hälfte der Züge bis Stuttgart, die andere Hälfte endet schon in der „Metropole“ Bietigheim-Bissingen.

Bedauerlicherweise werde die Betriebsaufnahme von fehlenden Triebwagen und Personalengpässen begleitet, so starte Abellio zunächst mit einem bunten Fahrzeugpark aus Leihfahrzeugen, da der Hersteller Bombardier die neuen Fahrzeuge nicht rechtzeitig liefern könne, beklagt der VCD und weist darauf hin, dass auch bei Go-Ahead die Fahrzeuge erst seit wenigen Tagen zugelassen seien, so dass noch mit Kinderkrankheiten zu rechnen sei.

 

Für die Brenzbahn zwischen Ulm und Aalen hingegen, wo die landeseigene SWEG die Regionalbahnen übernimmt, wurden die neuen Fahrzeuge des Herstellers Alstom rechtzeitig zugelassen, ausgeliefert und befinden sich seit einigen Wochen im Probebetrieb auf der Strecke. Damit sollte dort eine reibungslose Betriebsaufnahme möglich sein, freut sich Matthias Lieb.

Aus Sicht des VCD ist das neue Fahrplankonzept auf der Residenzbahn Karlsruhe – Stuttgart durchaus sinnvoll, insbesondere die schnellen IRE-Züge im dichten Takt. „Im Detail besteht allerdings noch Nachbesserungsbedarf, so für Pendler aus den kleineren Gemeinden Richtung Karlsruhe,  bei den Spätverbindungen von Karlsruhe, aber auch bei den Anschlüssen  der Heidelberg-Verbindungen“, stellt Matthias Lieb fest. Außerdem müssten die Metropolexpress-Züge halbstündlich bis Stuttgart geführt werden, fordert der VCD.

Der VCD wünscht den neuen Betreibern einen guten Start und bedankt sich bei den Mitarbeitern von DB Regio für Ihren Einsatz in den vergangenen Jahren.

Pressemeldung VCD