Wie das sächsische Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr mitteilt, hat die Waggonbau Niesky GmbH einen Insolvenzantrag gestellt. Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig am 2. Januar 2017 dazu: „Die Nachricht von der Insolvenz dieses traditionsreichen Unternehmens bedauere ich außerordentlich, insbesondere da unseres Wissens die Auftragsbücher gut gefüllt waren. Wir stehen in Kontakt mit dem Unternehmen, um Möglichkeiten für eine Unterstützung des Freistaates auszuloten. Mehr als 300 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel – in einer Region, die in den letzten Monaten bereits schlechte Nachrichten verkraften musste.“

Der Lausitzer Traditionsbetrieb Waggonbau Niesky (WBN) soll bereits Ende Dezember trotz guter Auftragslage Insolvenz angemeldet haben. Laut Geschäftsführer Eduard Janßen sei dieser Schritt notwendig geworden, weil „zu vielen Aufträge mit hoher Komplexität“ angenommen worden seien, die „unter dem Strich defizitär abgeschlossen wurden“. Janßen ist erst seit November Geschäftführer der WBN. Die Waggonbau Niesky GmbH (WBN) produziert in Niesky mit rund 320 Beschäftigen und rund 100 Leiharbeitskräften Güterwaggons und Drehgestelle. In Europa gilt das Unternehmen als Marktführer für Spezialfahrzeuge, unter anderem produziert WBN Transportwaggons aus Aluminium für die Schweizer Post. Für 2016 meldete das Unternehmen einen Rekord bei den Auftragseingängen – plus 110 Prozent auf 137 Millionen Euro, bei einem Exportanteil von 70 Prozent.

Auch für Betriebsrat Peter Jurke sind unter anderem Fehler der früheren Geschäftsführung bei der Vertragsgestaltung Schuld an der Insolvenz. So zum Beispiel habe die Entscheidung für neue, billigere Zulieferer aus China und der Türkei dem Werk Probleme bereitet. Es sei zu großen Lieferverzögerungen bei den Projekten gekommen. „Dadurch laufen natürlich auch extreme Kosten auf, die dann in einem Mittelstandsunternehmen in unserer Größenordnung nicht mehr stemmbar sind.“ Jurke ist auch auf den Eigentümer des Werkes – den Finanzinvestor Quantum aus München – nicht gut zu sprechen. Quantum habe seit der Übernahme Mitte 2014 keinen Cent in den Waggonbau investiert, sondern nur Geld rausgezogen.

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde nach Angaben des Dresdner Amtsgerichts der Rechtsanwalt Jürgen Wallner bestellt. Ziel des Verfahrens ist es, die Zukunft des Unternehmens zu sichern. Löhne und Gehälter sind demnach bis einschließlich Februar über das Insolvenzgeld gesichert. Am Waggonbau Niesky hängen im Umfeld Hunderte Arbeitsplätze bei Zulieferern.

„Wir werden mit allen Kräften das Unternehmen unterstützen, um im Zuge des Insolvenzverfahrens mit dem Insolvenzverwalter die Aufrechterhaltung und Weiterführung des Betriebes und die Arbeitsplätze vor Ort zu sichern“, so Dulig in der Pressemitteilung. „Ich sehe in der Insolvenz auch eine Chance für einen Neustart des Unternehmens, besonders aufgrund der hochqualifizierten, motivierten Mitarbeiter und des vorhandenen technischen Know-hows. Hier stehen auch die Gesellschafter und die Gläubiger in der Verantwortung.“