Strategie gegen Zugausfälle in Baden-Württemberg
Um Zugausfälle aufgrund fehlender Lokführer zu reduzieren, wird das Land an verschiedenen Standorten in Baden-Württemberg entsprechende Personal-Pools aufbauen. Eine europaweite Ausschreibung ist jetzt vom Verkehrsministerium veröffentlicht worden. Neben höherer Gewalt und Problemen am Fahrzeug gehört das Fehlen von Lokführern etwa aus Krankheitsgründen zu den häufigsten Ursachen für Zugausfälle.
Für den baden-württembergischen Verkehrsminister Winfried Hermann MdL ein wichtiger Schritt, um den Nahverkehr auf der Schiene weiter zu verbessern. „Wir sorgen quasi für einen weiteren Sicherheits-Puffer, damit die verschiedenen Eisenbahnunternehmen im Bedarfsfall schnell auf zusätzliches Personal zurückgreifen können. Mit diesem Service helfen wir, ärgerliche Zugausfälle zu vermeiden“, so Hermann.
„Es ist eigentlich die Aufgabe der Verkehrsunternehmen, genügend Personal und eine Reserve bereitzustellen. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre zeigen jedoch, dass es daran oft mangelt. Im Interesse der Fahrgäste gehen wir diesen bundesweit einmaligen und ungewöhnlichen Weg unternehmensübergreifend. Wer zu knapp kalkuliert hat, kann Personal kostenpflichtig ausleihen“, erklärt Hermann.
Der Personal-Pool wird in jeder Region aus einer „Sitzbereitschaft“ und einer Langzeitreserve bestehen. Die Lokführer der Sitzbereitschaft können bei drohenden Zugausfällen sehr kurzfristig einspringen, eine zusätzliche Reserve wird für längerfristige Einsätze von mehreren Tagen oder Wochen aufgebaut. So kann bei Problemen auf einer bestimmten Strecke oder in einem bestimmten Netz zeitnah und effektiv reagiert werden. Eine Leitstelle wird den Abruf der Mitarbeiter koordinieren und nach festgelegten Kriterien priorisieren, wenn etwa mehr Lokführer angefordert werden als im Pool verfügbar sind.
Finanziert wird der Standby-Pool der Triebfahrzeugführer, so die offizielle Berufsbezeichnung, vom Land. Wenn Eisenbahnunternehmen auf diese Mitarbeiter zugreifen, müssen sie sich an den Kosten beteiligen.
So wird verhindert, dass Verkehrsunternehmen im Vertrauen auf den Pool beim eigenen Personal einsparen, gleichzeitig können die Kosten des Landes für diesen Service in weiten Teilen gegenfinanziert werden.
Die Einsatzbereitschaft wird nun in vier regionalen Losen europaweit ausgeschrieben. Ein Unternehmen kann in bis zu 2 Losen den Zuschlag erhalten. Starttermin für den Pool ist der 1. Oktober 2020. Für die Sitzbereitschaft im Großraum Stuttgart ist als vorgezogener Starttermin der 1. Januar 2020 vorgesehen.
Pressemeldung Verkehrsministerium Baden-Württemberg