Die Deutsche Bahn AG (DB) steckt tief in den roten Zahlen. Ein wichtiger Faktor: Die DB Cargo AG, die Gütersparte des DB-Konzerns und größter Schienengütertransporteur Europas, fährt seit Jahrzehnten Verluste ein. Auch 2023 steht im Jahresergebnis ein dickes Minus von rund 500 Millionen Euro. Geld, das letztendlich vom Steuerzahler kommt, um den Staatskonzern zu retten.

Daher fanden wir, es sei an der Zeit die Frage zu stellen: Kann sich Deutschland die DB Cargo noch leisten?

Das neueste PriMa geht dieser eigentlich simplen Frage nach, die komplexe Sachverhalte anschneidet und somit keine einfache Antwort hat. Sachlich analysiert das PriMa das Unternehmen und zeigt Probleme auf. Diese zu finden war nicht schwer, sie sind hinlänglich bekannt. Nichts in der im Heft vorgenommenen Analysen ist ein Geheimnis, es brauchte keine investigativen Anstrengungen. Das wirft die Frage auf, warum die DB Cargo seit 2015 nicht mehr auf solcher Basis kritisch geprüft wurde. Wessen Interessen werden hier angeschnitten?

Eines ihrer größten Probleme nennt die DB Cargo gerne selbst: den Einzelwagenverkehr. Auch hier stellen sich Fragen: Warum können die privaten Bahnen ihn mit schwarzen Zahlen leisten? Ist er so verlustbehaftet, wie die DB sagt? Und wenn ja: Warum ändert man nichts?

Die Redaktion hat für dieses Titelthema viele solcher Fragen gestellt. Viele davon bleiben unbeantwortet, nicht nur seitens der DB Cargo. Eine eigentlich unverfängliche Frage richtete sich an Kunden derselben: Was erwartet ihr von eurem Dienstleister? Es erwies sich als überraschend schwer, Kunden zu finden, die darüber sprechen wollten. Auch schon bevor die Folgefrage „Wo sind die Probleme?“ überhaupt gestellt wurde. Was sagt uns das?

Neben der Bestandsaufnahme stand auch auf der Agenda, mögliche Lösungen aufzuzeigen. Auch hier zeigte sich, dass wir ein weites Feld betreten hatten. Es gibt nicht die eine Antwort, eher eine Kaskade von notwendigen Maßnahmen. Die ausgewiesenen Bahnexperten Christian Böttger und Thomas Rössler zeigen auf, dass es massive Reformen im Unternehmen wie im Markt selbst geben muss, damit die DB Cargo wieder aufgegleist werden kann.

Warum ein so schwieriges Unterfangen angehen? PriMa-Herausgeber Uwe Höft plädiert für die Systemrelevanz der DB Cargo. Diese bescheinigen ihr auch andere, halten die staatlichen Hilfen für gerechtfertigt. Die Europäische Union sieht das derweil anders. Wäre nicht jedes private Unternehmen mit einem Umsatz von 3,5 Milliarden Euro und einem Verlust von 500 Millionen Euro – über Jahrzehnte hinweg – längst vom Markt verschwunden? Die Wettbewerbsbahnen haben hier eine klare Antwort.

Die letzte Frage, die wir uns stellten, ist, wie es weitergehen kann. In Frankreich durchlief die Fret SNCF ein ähnliches Beihilfeverfahren seitens der EU wie jenes, das über der DB Cargo schwebt. Ist deren Zerschlagung ein Präzedenzfall? Die Fret SNCF scheint stark daraus hervorzugehen. Ganz ohne Zerschlagung stark ist Europas zweitgrößter Gütertransporteur: Die ÖBB Rail Cargo Group (RCG) bezeichnet sich selbst als „das nachhaltige logistische Rückgrat der europäischen Wirtschaft“. Kann die DB Cargo von ihr etwas lernen?